Der Arbeitsmarkt ist wichtiger als der Absatzmarkt

3 D - Die Treiber der Transformation

Der Arbeitsmarkt ist wichtiger als der Absatzmarkt

Was der Transformationsprozess auslöst.

Selten wurden Unternehmen mehr von außen getrieben als heute. In der Begleitung von Strategieprozessen und Projekten der Organisationentwicklung sehen wir, dass sich vieles um die 3 D dreht: Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung. Diese drei Themen verändern die Rahmenbedingungen für Unternehmen in einem Maße, dass sie zu Treibern von Transformationsprozessen werden.

 

Demographie

Der Arbeitsmarkt ist für viele Unternehmen aktuell bereits wichtiger als der Absatzmarkt. Bei einer Geburtenrate von 1,3 – 1,4 Kindern pro Frau, wie wir sie derzeit sehen, verlieren wir etwa 25 % der Bevölkerung in einer Generation. Ohne Zuwanderung in den letzten 20 Jahren hätte Österreich nicht mehr 9 Mio., sondern nur mehr 7 Mio. Einwohner. Oder eine andere Zahl für ein Bundesland: In Kärnten leben 2022 93.000 Menschen im Alter von 50 bis 60 Jahren und 53.000 in der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren. Eine Lücke, die sich von selbst nicht schließen lässt.
Die Zuspitzung der Lage am Arbeitsplatz hat aber auch weitere Gründe, nicht nur demografische. Die veränderte Haltung der jüngeren Generationen einer neuen Balance von Arbeit und Freizeit, aber auch eine eher verhaltene Rückkehr von Arbeitnehmern aus Zentral- und Osteuropa nach Corona. Der Trend bleibt ungünstig, das Problem löst sich in den nächsten Jahren nicht auf. Zwar können konjunkturelle Schwankungen zwischendurch Entspannungen bringen, die Situation am Arbeitsmarkt bleibt aber über lange Zeit angespannt. Für Unternehmen, die pensionierte Mitarbeiter ersetzen müssen oder Unternehmen, die wachsen wollen, wird das zunehmend schwierig: Denn alle fischen im selben Teich. Und der Teich ist leer.

Aber wie reagieren die Unternehmen?
Größere Unternehmen haben es offenbar leichter als kleinere Gewerbebetriebe, MitarbeiterInnen zu akquirieren. Sie haben mehr Gestaltungsspielräume und professionelle Teams, die sich intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen. Die Schlüsselfragen, die sich Unternehmen daher stellen müssen, sind: Woher bekommen wir unsere MitarbeiterInnen und wie halten wir sie?
In einigen Unternehmen werden Konzepte vorbereitet und auch bereits umgesetzt Menschen aus kulturell anschlussfähigen Ländern wie den Philippinen oder Nepal zu gewinnen, denn aus Süd- und Südosteuropa würden beispielweise im Pflegebereich zunehmend weniger Personen nach Österreich kommen.
Eine der häufigsten Antworten von Unternehmen auf die demografische Entwicklung ist jedoch die Reduktion von Leistungen. Das hat strategische Konsequenzen. Es wird festgelegt, welche Kunden ich nicht mehr bediene und welche Leistungen reduziert werden müssen.
In anderen Unternehmen sehen wir Konzepte wie Menschen nach der Pensionierung in Beschäftigung gehalten werden. Man muss sie aber aus der Führungsverantwortung nehmen und in die Projekt- und Beraterrolle geben. Unternehmen, die das praktizieren, können ihre demografische Lücke für ein paar Jahre schließen.
Ein wichtiges – und vergleichsweise simples – Instrument zur Mitarbeiterbindung sei die Planungssicherheit, etwa durch verlässliche langfristige Dienstpläne, bei denen zeitliche Präferenzen von MitarbeiterInnen berücksichtigt werden.

An der Internationalisierung der Arbeitskräfte führt daher kein Weg vorbei, wollen wir unseren Wohlstand sichern: Wir müssen daher Einwanderung, Einbürgerung und Integration zulassen, oder wir werden ärmer. Es gehe dabei um qualifizierte Einwanderungspolitik, Integration Geflüchteter, aber auch eine verstärkte Einbindung von Menschen mit Behinderung sowie die Vollzeitbeschäftigung von Frauen in Teilzeit.
Immer öfter wird das Marketing nicht mehr mit dem Absatzmarketing beauftragt, sondern gemeinsam mit den Personalabteilungen, den Arbeitsmarkt lokal und international zu bearbeiten.

Dekarbonisierung

Ein zweiter großer Treiber, den wir in Transformationsprozessen sehen, ist ein veränderter Umgang mit Nachhaltigkeit. Bisher war Nachhaltigkeit oft ein Thema von green washing. Heute sehen wir vermehrt, dass das Thema in der Finanzlogik und im Kern der Organisation angekommen ist.
Unternehmen, die sich damit nicht beschäftigen, verlieren einfach an Wert. Es erfolgt eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema und was wichtig ist, ist eine deutlich konsequentere Umsetzung. Ohne Nachhaltigkeitskonzepte, die den Ausstoß von CO2 reduzieren, werden die Finanzierungen durch Banken deutlich schwieriger werden.
Ein US-amerikanischer Finanzinvestor, der in Österreich ein Unternehmen erworben hat, definiert die Unternehmensziele so. „Wir brauchen in den nächsten 5 Jahren keine Gewinne, wir wollen aber, dass ihr in 5 Jahren CO2 neutral seid, weil nur so können wir euch in der Zukunft gewinnbringend verkaufen.

Digitalisierung

Bleibt das dritte „D“, die Digitalisierung. Der Prozess der Digitalisierung in Organisation läuft schon seit vielen Jahren, hat aber in der letzten Zeit an Dynamik gewonnen. Digitalisierung hat oft einen der drei folgenden Ausgangspunkte: Die Optimierung interner Prozesse, eine Änderung des Kontakts und der Beziehung zu Kunden oder die Innovation von Produkten und Leistungen, die ohne Digitalisierung nicht möglich gewesen wären.
Der Anspruch an die Projekte wird umfassender und komplexer. Meist werden ganze end-to- end-Prozesse durchgängig digitalisiert. Es gibt aber ein Thema, das auffällt: Digitalisierung ist heute keine Frage der Technik mehr, diese ist in den meisten Fällen verfügbar. Digitalisierung ist eine Frage der Organisationsgestaltung, der Lernbereitschaft und Verhaltensänderungen der MitarbeiterInnen.

Transformationsprozesse werden heute in vielen Fällen durch diese drei Rahmenbedingungen ausgelöst und getrieben.

Kontakt:
Dr. Mario Weiss
Trigon Klagenfurt
mario.weiss@trigon.at