Innovation

Trigon Themen 02|2025 „Glasls Glosse“

Führt KI ins Paradies oder in die Hölle?
Trigon Themen 02|2025 „Glasls Glosse“


Glasls Glosse

Führt KI ins Paradies oder in die Hölle? Das Urteil hängt davon ab, auf welcher Systemebene wir die Auswirkungen der KI betrachten. Für mikro-soziale Systeme erleichtert KI die Erledigung stupider Routi nearbeiten; für meso-soziale Systeme kommt es in Organisati onen auf Effizienz und Effektivität an; für makrosoziale Systeme – Gesellschaft , Staat und zwischenstaatliche Beziehungen in Wirtschaft und Politik – sehe ich KI als sehr problematisch.

 

Mikro-sozial ist zu begrüßen, dass KI uns menschenunwürdige Arbeiten abnimmt. Meso-sozial ermöglicht KI, Arbeitsabläufe ressourcenschonender und billiger zu gestalten, vor allem, wenn riesige Datenmengen schnell durchkämmt werden müssen. Makro-sozial geht es bei KI zum einen um Folgen für den Arbeitsmarkt, zum anderen aber um ganz grundsätzliche Fragen: Macht sich eine Volkswirtschaft bzw. ein Staat durch die Nutzung von Clouds und Netzwerken von obszön reichen Eigentümer-Oligarchen abhängig und wird dadurch erpressbar? Vor dieser Gefahr muss heute in Zeiten der Plutokratie, wo das Recht des Stärkeren unverhohlen herrscht, unbedingt gewarnt werden.

 

Meso- und makro-sozial ist die Nutzung von KI sehr bedenklich, wenn Entscheidungen nur aufgrund von Algorithmen getroffen werden, die einseitig auf mechanistischem Denken beruhen. Denn bei gesellschaftlich relevanten und komplexen Sachverhalten sind emotionale Intelligenz, soziale Intelligenz und

kreativ-künstlerische Intelligenz unbedingt erforderlich.

 

Der Begriff „Intelligenz“ darf niemals reduziert werden auf das, was Computer erledigen können. Diese sind zwar von intelligenten Menschen programmiert worden, doch es kommt darauf an, welches Denken diese Menschen geleitet hat. Wenn es bei Fragen der internati onalen Politi k „Kriegslogik“ ist, werden andere Entscheidungen generiert, als wenn ihnen „Friedenslogik“ zugrunde liegt. Wissen-schaftler:innen vieler Disziplinen warnen deshalb eindringlich vor einem Atomkrieg „aus Versehen“, der ja bereits zweimal von Offizieren mutig verhindert worden ist – nur aufgrund ihrer Intuition! Diese ist jedoch kein „vages Bauchgefühl“ – sondern echte Intuition integriert Denken, Fühlen und ethisches Wollen zu einem stimmigen Ganzen. Wie Albert Einstein, Max Planck, Werner Heisenberg und andere geniale Wissenschaft er berichteten, verdankten sie ihrer Intuition völlig neuartige Erkenntnisse. Auch Führungspersönlichkeiten in Politik und Wirtschaft haben dies erfahren. Empirische Forschung belegt nämlich (u.a. Regina Morgenstrahl), dass Intuition professionell geschult werden kann. Ergo: bei Digitalisierung muss nicht nur in KI investiert werden, sondern gleichzeitig in das Fördern intuitiver Kompetenz, damit wir individuell und als Gemeinschaft die Folgen unseres Tuns wirklich verantworten können.