Trigon Themen 03|2021

Emergenz: Das Entstehende sehen und nutzen

Mediation mit Hilfe von Delegierten

Eine Emergenz fördernde in der Mediation stellt die Arbeit mit Delegierten dar. Durch die Stellvertretung wird Distanz zum Problem geschaffen.

Der Bundesverband eines Vereines wandte sich an den Mediator mit der Bitte um Unterstützung bei einer Konfliktlösung. Der Anlass war ein jahrelanger Konflikt zwischen dem Landesobmann und dem Obmann eines regionalen Vereines. Dieser hatte schon Geschichte und zog sich über Jahre. Bisherige Mediationsversuche waren gescheitert.

Anhand der Vorgespräche wurde klar, dass ein gemeinsames Arbeiten mit den Medianden nicht möglich war. Zu stark waren die gegenseitigen Verletzungen, die Verhaftungen in Emotionen und die Chronifizierung des Konflikts. Dieser war auf Stufe 5-6 (nach Glasl) eskaliert.

Vorgeschlagen wurde, mit Delegierten zu verhandeln. Diese waren rasch gefunden. Sie standen zwar im Spannungsfeld zwischen den Loyalitäten zu den Konfliktparteien, sahen aber auch die Notwendigkeit zur Lösung des Konflikts.

Die Verhandlungen waren von Vorsicht geprägt. Hilfreich war das gute Einvernehmen zwischen den beiden Delegierten. Zwischenzeitliche Verhaltensweisen der Konfliktparteien wurden mitunter als Unfreundlichkeiten, Vertrauensbrüche oder gar
als Missachtung der Vereinbarungen interpretiert und verursachten Rückschläge. Vonseiten der Delegierten gab es kritische Rückmeldungen an die Medianden zu deren emotionalen Ausbrüchen und Sticheleien, die den Konflikt immer wieder angefacht
hatten.

Alle getroffenen Vereinbarungen wurden im Zuge des Prozesses in einer zweiten Schleife mit den Funktionärinnen und den Konfliktparteien abgestimmt. Es wurde mit kleinen Angeboten, Hausaufgaben und Reframing gearbeitet.

Nach vier Treffen mit den Delegierten wurde berichtet, dass Entspannung eingetreten ist. Die Konfliktparteien hätten sich beruhigt. Die Zusammenarbeit der Vereine hatte sich deutlich verbessert.

Die Systemblockade wurde gelockert. Heilsame Kräfte konnten emergieren. Unterstützend war das gemeinsame Bemühen und das Einwirken vieler Beteiligter in Richtung Kooperation.

Emergierend war die Mobilisierung von deeskalierenden Kräften unter den Funktionärinnen. Zusätzlich unterstützte der Bundesverband im Lösungsprozess, indem er Mäßigung der Medianden gefordert hatte.

Die Arbeit mit Stellvertretern hatte sich als Emergenz fördernde Methode bewährt. Damit konnte das Ziel, die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen, erreicht werden.