In memoriam Dr. Otmar Donnenberg
Am 10. August 2019 verstarb Otmar Donnenberg, einer der sieben Co-Gründer der Trigon Entwicklungsberatung, an seinem Alters-Wohnsitz in Weil am Rhein (D). Unsere Freundschaft begann während unserer Studienzeit über die Friedensbewegung und vertiefte sich durch unser Engagement im Beruf und in der Zivilgesellschaft. Otmars Weg zur Organisationsentwicklung war nicht geradlinig – wohl typisch für die meisten PionierInnen dieses Faches! Geboren 1940 in Salzburg waren wichtige Stationen seines Lebens: Studium der Pädagogik in Salzburg, Grundschullehrer, Studium der Rechtswissenschaften (Innsbruck) und Politologie (New York), Assistent für Arbeits- und Sozialrecht (Salzburg), Assistent am Institut für Soziologie (Linz), Trainer für Gruppendynamik, Mitarbeiter der Wirtschaftsberatung ÖPWZ in Wien. Dort lernte er als Managementtrainer und Berater Organisationsentwicklung kennen, wie sie vom NPI-Institut für Organisationsentwicklung (NL) entwickelt und praktiziert wurde. Ich war seit 1967 am NPI tätig, und Otmar organisierte mit mir das erste öffentliche OE-Seminar in Österreich. 1972 nahm er gerne die Einladung des NPI an und zog in die Niederlande. Holland wurde für ihn und seine Frau Marianne (Schweizerin) zur geliebten Wahlheimat. Otmar wurde in den Niederlanden, im deutschsprachigen Raum und in Skandinavien zum Wegbereiter des Action Learning nach Reginald Revans und publizierte darüber in mehreren Sprachen. Dafür wurde er 2014 mit dem internationalen ActionLearning-Award geehrt.
1985 verließ er gemeinsam mit Hans von Sassen und mir das NPI, um den Start der „Trigon Entwicklungsberatung“ in Österreich in die Wege zu leiten. Als Wohnort wählten Otmar und Marianne Vorarlberg, weil Otmar eingeladen worden war, an der Innovation des öffentlichen Gesundheitswesens im Bundesland Vorarlberg mitzuwirken.
Doch durch die Abwahl des dafür engagierten und zuständigen Landespolitikers musste dieses Projekt vorzeitig beendet werden. Nun zog es Otmar und Marianne wieder in die Niederlande. Dort war er bis zur Pensionierung Partner der OE-Consultingfirma „Sagres“ und Marianne wirkte als Therapeutin in der Heilpädagogik. Auch dann wurde der Kontakt mit Trigon aktiv weiter gepflegt – u.a. auch über den internationalen Beraterverbund „Association for Social Development“.
Neben seiner Berufstätigkeit war Otmar zivilgesellschaftlich mit großem Einsatz aktiv und unterstützte u.a. Initiativen im Gesundheitsbereich, mit dem Ziel einer mündigen Partnerschaft von PatientInnen mit den medizinisch-therapeutischen Professionals. In seinen letzten Berufs- und Lebensjahren engagierte er sich aus großer Sorge über die zerstörerischen Auswirkungen des Finanzsystems für ein alternatives Geld- und Kreditwesen. Er war u.a. Initiator des Regionalgeldes im Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich und war bis zuletzt aktiv in der Umweltbewegung (City Gardening, Urban Mining, Food-Coops, biologisch-dynamische Landwirtschaft, etc.) und für direkte Demokratie in der EU.
Otmar Donnenberg verstand sein berufliches und zivilgesellschaftliches Wirken als bescheidenen aber praktisch wirksamen Beitrag zu einer Gesellschaft, in der sich die Menschen als verantwortungsfähige Bürgerinnen und Bürger im Sinne der Dreigliederungs-Idee von Rudolf Steiner für Freiheit im kulturellen Leben, für Gleichheit und Mündigkeit im sozialen, rechtlichen und politischen Bereich und für Geschwisterlichkeit im Wirtschaftssystem einsetzen. Und indem sie auf diese Weise menschlich und sozial handeln, bauen sie mit an einem nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten.
Ich bin sicher, dass viele seiner Impulse weiter wirken werden – und persönlich bin ich dankbar, dass wir eine lange Wegstrecke gemeinsam gehen durften!
Friedrich Glasl
