Unternehmensentwicklung zu einer resilienten und belastbaren Organisation

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Duales Management lernen

Im folgenden kleinen Beispiel zeigen sich zwei Zugänge im Management. Dahinter stecken zwei völlig unterschiedliche Logiken...

Eine junge Mitarbeiterin stellt dem Managementteam ihre digitale Vertriebsidee vor. Sie ist von der Idee begeistert, erklärt kurz ihre Grundgedanken dazu.

Das Management hat nun zwei Möglichkeiten zu reagieren. Die eine Antwort könnte lauten: „Erstellen Sie einen Plan mit Analyse, Zielen, Strategien und eine Planrechnung, dann werden wir eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht.“

Eine zweite Möglichkeit ist: Es werden weitere Fragen geklärt. Man prüft die Plausibilität der Idee, ob Erfolgschancen bestehen und beurteilt, ob man der jungen Frau das zutraut. Dann könnte die Antwort entweder „Nein“ lauten – oder aber: „Ja, ok, hier sind 10.000 Euro, starten Sie einen Versuch, dann sehen wir weiter!“

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Eines vorweg: Wir brauchen in der heutigen Situation von Organisationen beide Management-Logiken gleichzeitig. Die Fragestellung oder Herausforderung ist entscheidend, welche Logik eingesetzt wird. Will man an Innovationen arbeiten, neue Märkte erobern oder ist eine Krise zu bewältigen, ist die agile Logik erfahrungsgemäß der erfolgreichere Zugang. Steuert man ein Unternehmen in ruhigeren Zeiten, plant Infrastruktur oder Expansionen in stabilen Märkten, dann wird als Zugang meist die kausale Management-Logik hilfreicher sein.

Was steht nun hinter diesen beiden Logiken?

Die agile Management-Logik wird oft auch „Innovations-Logik“ oder „Start up-Logik“ genannt. Sie geht mit einer völlig anderen Haltung an die Fragestellungen heran als eine kausale Logik. Die Fähigkeiten einzelner Menschen und das Lernen durch Versuch und Irrtum bestimmen das Denken bei diesem Zugang. Hier werden nicht die messbaren Ziele, sondern eher Felder definiert, denen Aufmerksamkeit gewidmet wird. Gleichzeitig begegnen sie dem Unbekannten mit mehr Mut: Auch wenn sie nicht genau wissen, wohin ihre Aktionen sie führen werden, entscheidet man sich zum Handeln. Am Weg zum ungewissen Ergebnis bleiben sie dennoch wachsam und aufgeschlossen für die Ideen und Möglichkeiten, die sich eröffnen. Laufende Reflexionen und enger Kontakt mit den Stakeholdern sichern entsprechende Kurskorrekturen.

Start up-Investoren treffen ihre Entscheidungen anhand dieser zwei Kriterien: Idee und Mensch. Bevor sie Risikokapital einsetzen, fokussieren sie sich bei Beteiligungen an Start ups auf zwei eher intuitive Einschätzungen:

  • Intuitive Einschätzung 1: Wie marktfähig scheint uns die Idee?
  • Intuitive Einschätzung 2: Trauen wir es den Akteuren auch wirklich zu?

Mit dem kausalen Management-Zugang ist der klassische Zugang zu Planung, Steuerung und Kontrolle gemeint. Diese Logik ist immer noch Kern der aktuellen Betriebswirtschaftslehre. Es geht um differenzierte Analyse, messbare Zielsetzungen, Umsetzungspläne und entsprechende Kontrollprozesse. Dazu kommt, dass diese kausale Management-Logik meist auch einen starken „top-down-“ und Hierarchie-Zugang haben. Die Annahme ist, dass wir durchplanen und vorbereiten und durch Studien, Konzepte und exakte Umsetzungspläne die Vorhaben besser in den Griff bekommen. Für viele Situationen stimmt das auch, aber für andere Situationen, wie sie oben beschrieben sind, ist dieser Zugang einfach kontraproduktiv und nicht passend.

Erfolgreiche Manager verwenden heute beide Ansätze gleichzeitig und setzen diese situativ ein. Entscheidend ist die Aufgabe, die es zu lösen gilt. Das kausale Management mit seinen Prinzipien von Analyse, Zielsetzung, Konzepten und Kontrolle eignet sich in planbaren Situationen. Dazu gehört zum Beispiel der Ausbau bestehender Märkte oder die Umsetzung großer Investitionsvorhaben. Auf der anderen Seite eignet sich das agile Management für Herausforderungen, die nicht eindeutig und klar sind und die unter den Rahmenbedingungen großer Unsicherheit dennoch funktionieren sollen. In den meisten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen werden beide Zugänge genutzt. Man experimentiert an einigen konkreten Situationen und parallel dazu wird reflektiert und konzipiert. So stehen am Ende konkrete Umsetzungserfahrungen und ein Konzept.

Dieser Artikel wurde entnommen aus:
trigon edition 04 | Unternehmensentwicklung zu einer resilienten und belastbaren Organisation
Herausgegeben von Trigon Klagenfurt
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