Mit Kooperation durch schwierige Zeiten – gute Gründe dafür und Anregungen für Spielregeln
Mit anderen Unternehmen und Institutionen, mit Mitbewerbern, aber auch mit Kundinnen und Kunden gut vernetzt zu sein, ist ein wichtiger Schlüssel, der bei vielen Aufgaben und Herausforderungen wichtige Türen öffnen kann. Das gilt für eher planbare Aktivitäten wie die Produktentwicklung und bis zu einem gewissen Grad auch für Innovationen. Wie uns zuletzt die vielfachen Krisen gelehrt haben sollten, ist es vor allem bei unvorhersehbaren Ereignissen extrem hilfreich, auf ein Netzwerk zurückgreifen zu können. Vernetzung ist also kein Selbstzweck. Blickt man etwas systematischer auf das Thema, werden verschieden Beweggründe für das Knüpfen von Netzwerken sichtbar:
Netzwerke im Sinne der gesellschaftlichen Verantwortung:
Großes lässt sich oft nicht im Alleingang umsetzen. Will eine Organisation bei großen gesellschaftlichen Aufgaben wie Energiewende, Bewältigung von Flüchtlingskrisen, Bildung oder Regionalisierung einen Beitrag leisten, schafft sie das am ehesten im Verbund mit Gleichgesinnten. Eine kritische Masse zu erreichen, ist in diesem Fall notwendig.
Netzwerke für die Entwicklung und Positionierung eines strategischen Geschäftsfelds:
Oft ist es für ein Unternehmen allein schwierig, sich in einem neuen Geschäftsfeld als relevanter Player zu positionieren und regional, national und auch international eine Relevanz zu entwickeln. In diesem Fall ist es sinnvoll, sich mit Konkurrenten und weiteren Organisationen entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, um diese Relevanz durch die Kooperation zu entwickeln.
Netzwerke als Versicherung für das, was noch kommt:
Hier kommen wir einem Grundgedanken in den Konzepten zur individuellen Resilienz recht nahe, die häufig von Netzwerkorientierung sprechen. Gemeint ist damit, Kontakte zu pflegen und sich bei Herausforderungen Unterstützung von außen zu holen oder um Hilfe zu bitten. Was für das Individuum gilt, gilt genauso für Organisationen – frei nach dem Motto: „Knüpfe deine Kontakte, bevor du sie brauchst.“
Zu klären ist natürlich auch, welche Spielregeln für derartige Verbindungen gelten sollten. Einige Aspekte halten wir für besonders wichtig:
Möglichst früh scheitern.
Gute Kooperationen fallen nicht vom Himmel. Manchmal passt man einfach nicht zusammen. In diesen Fällen ist es besser, sich das möglichst früh einzugestehen. Kleine Experimente und erste Versuchsballons helfen zu erkennen, ob man zueinanderpasst. Hier entscheidet sich, ob aus einem losen Netzwerkkontakt ein echter Kooperationspartner wird, oder eben nicht.
Offene Fehlerkultur und hohe Lernbereitschaft.
Klar, eine offene Fehlerkultur ist schon in der eigenen Organisation schwer genug zu leben. Andererseits ist sie in frischen und dynamischen Kooperationen die Voraussetzung, um Vertrauen aufzubauen und an Fehlern zu wachsen.
Spannungsfelder ansprechen und balancieren.
Spannungen ergeben sich in Netzwerken und Kooperationen fast zwangsläufig, weil die Interessen und Bedürfnisse der Akteure nie zu 100 Prozent deckungsgleich sind. Dementsprechend lassen sich Spannungen selten zur Gänze ausräumen. Umso wichtiger ist es, sie aktiv anzusprechen und Lösungen zu suchen, damit sie handhabbar(er) werden.
Gemeinsamen Purpose suchen.
Eine Sache, an die man gemeinsam glaubt, kann oft mehr Verbindlichkeit und Vertrauen erzeugen als der bis ins letzte Detail definierte Vertrag. Grundsatzdiskussionen zu größeren und kleineren Fragestellungen rund um die Kooperation können somit leichter überwunden werden und können aus einer anderen Perspektive betrachten.