Trigon Themen 01|2017

Innovationsmanagementsysteme

Ein Energieversorger stellt die Weichen auf Innovation

von Mario Weiss
und Christian Schwarz, Kelag AG

Der Energieversorger KELAG lebt gut vom klassischen Geschäft. Mit dem Blick auf die Rahmenbedingungen der Zukunft wird ein Managementsystem eingerichtet, um systematisch und nachhaltig an Erneuerung zu arbeiten.

Der Energieversorger KELAG lebt derzeit noch gut vom klassischen Geschäft. Aber die Branche befindet sich im radikalen Umbruch. Schon ist zu erkennen, wie die Erlöse mittelfristig schrumpfen werden, wie der Ausbau erneuerbarer Energien alte Kraftwerke unrentabel macht, wie die Großhandelspreise verfallen und der intensive Wettbewerb den Wechsel der KundInnen vorantreibt. In wenigen Jahren sollten neue Geschäftsmodelle einen deutlichen Beitrag zum Ergebnis leisten und gleichzeitig muss das bestehende Geschäft optimiert werden. Die untenstehende Grafik zeigt, wie hier inkrementelle Innovationsschritte und radikalere Parallelsysteme im bestehenden System ineinanderwirken. Das bisher bestehende Geschäftsportfolio wird in bestimmten Feldern schrumpfen. Durch neu zu entwickelnde Angebote, die in den angelegten Parallelsystemen organisiert sind, entsteht das zukünftige Geschäftsportfolio.

Änderungen des Geschäftsportfolios

Einzelne Innovationsprojekte reichen nicht mehr aus, denn welche Produkte und Dienstleistungen zum Erfolg führen werden, lässt sich im Vorfeld schwer sagen. Auch wie die Organisation aussehen wird, scheint offen. In dieser Situation beschließen die beiden Vorstände Armin Wiersma und Manfred Freitag, ein Innovations-Managementsystem mit folgenden Elementen zu entwickeln:

Guided Innovation

Aus der Unternehmensstrategie werden vier Innovationsfelder definiert und im Laufe der kommenden Jahre bearbeitet. Diese Felder sind offen formuliert, die Potenziale müssen erst erkundet werden. Im konkreten Fall sind das beispielsweise die Entwicklung von Produkten für mehr Energieeffizienz oder die Digitalisierung der Kernprozesse. Für diese Themenfelder wird Risiko- und Innovationskapital zur Verfügung gestellt.

Individual Innovation

Parallel dazu starten Aktivitäten, die einen induktiven, kreativen Zugang zu Innovation eröffnen und die Potenziale jedes/jeder einzelnen Mitarbeitenden fördern sollen. In Cross-Workshops werden mit KundInnen und ExpertInnen Themenfelder beleuchtet und Ideen generiert.

Eine Ideenbörse wird eingerichtet – wenn es sinnvoll und operativ möglich ist, können Ideen aber auch sofort umgesetzt werden. Dazu erhält jeder Bereich ein jährliches Innovationsbudget von 20.000 Euro, das an keine Auflagen gebunden ist. Außerdem wurde die Vergabe eines Innovationspreises im Rahmen des jährlichen Führungskräftemeetings vereinbart.

Innovationskultur-Manager

Der Rahmen und die Struktur all dieser Impulse, Aktivitäten und Maßnahmen werden in einem Innovations-Managementsystem dargestellt, geplant und gesteuert.

Ein bereits installierter Innovationskultur-Manager informiert, motiviert und vernetzt. Er ist nicht für die Innovation selbst verantwortlich, aber schafft Bewusstsein für die strategische Bedeutung des Themas. Er baut interne Netzwerke auf und öffnet und vernetzt die Organisation bei Bedarf mit dem Umfeld