Trigon Themen 03|2018

Digitalisierung und Prozessberatung

Digitalisierung und Prozessberatung

Naive Konsumhaltung bei den einen, fundamentalistische Ablehnung bei anderen. Digitalisierung mit ihrer exponentiellen Dynamik lässt sich nicht abschließend durchdringen und bewältigen. Unser Anliegen: Sie wach zu begleiten und mitzugestalten. Ein Reisebericht.

Haltung

Wir wären nicht Trigon, würden wir uns nicht auch im Megatrend Digitalisierung dafür interessieren, mit welcher Haltung unsere Kunden und wir selbst damit umgehen – und was aus diesen Haltungen entsteht.

Navigieren in Spannungsfeldern

Manche von uns schauen sehr positiv und chancenorientiert auf die aktuellen Phänomene und absehbaren Entwicklungen – andere sehr wachsam und kritisch. Unser laufender Austausch – mit unseren Kundinnen und in Trigon – hilft uns dabei, beide Perspektiven zu integrieren und dadurch dem Thema gelassener, wacher und besser informiert zu begegnen.

Haltungen zur Digitalisierung: Eine Polarität und zwei mögliche Dynamiken

Das heißt allerdings nicht, dass uns das auch immer gelingt. Ohne diesen Fluss und Austausch verhärten sich die Standpunkte rasch und kippen in Übertreibungen, die letztendlich dorthin führen, wo wir derzeit auch weite Teile von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft häufig wahrnehmen: Bei einem ohnmächtigen sich mittreiben lassen.

Unser Angebot: Was bleibt, was transformiert sich gerade?

Wofür wir als Trigon stehen, was unser Angebot, unser Mehrwert für unsere Kunden ist, verändert sich gerade wieder. Wir befinden uns mitten in einem großen Forschungs- und Entwicklungsprozess, von dem wir in dieser Ausgabe der Trigon Themen ein wenig berichten wollen. Durch die teils radikalen Veränderungen der äußeren Form kommen wir immer wieder zur Frage nach unserem grundlegenden Anspruch an uns selbst, nach der DNA von Trigon.

Echte Partner sind auch unbequem

Was bedeutet unser Anspruch, kräftige Grundbilder und Visionen zu entwickeln, die Bewusstheit, Sinnfindung und Orientierung ermöglichen? Wie gehen wir beispielsweise Strategie-Entwicklung an oder ein Agilitätstraining? Das lässt sich leicht und gewinnbringend so gestalten, dass bestehende Prämissen, Macht- und Sinnfragen unreflektiert und damit ungestaltet bleiben. Es kann schnell passieren, dass man sich als reiner Erfüllungsgehilfe wiederfindet, der Strategien und Entwicklungsmaßnahmen nur noch ausrollt. Ist es ein notwendiger Bestandteil unserer Arbeit, dass wir relevante Spannungsfelder differenziert ansprechen und bearbeitbar machen?

Reflexion auf vielen Ebenen

Damit wir dazu in der Lage sind, relevante Spannungsfelder differenziert anzusprechen und echte, substanzielle Weiterentwicklung zu fördern, bemühen wir uns, auch uns selbst und unsere Kompetenz laufend weiterzuentwickeln: Die Dynamiken, Bedürfnisse und Herausforderungen rund um Digitalisierung ganzheitlich zu verstehen, also wirtschaftlich, organisatorisch, psychologisch, sozial – und zumindest im Sinne eines groben Orientierungsrahmens auch technologisch, ökologisch, rechtlich, politisch, ethisch, neurowissenschaftlich usw. Das heißt nicht, dass wir uns individuell zu Allround-Expertinnen und -Experten entwickeln müssen. Aber wir tauschen uns intensiv aus, lernen voneinander und von anderen, erweitern Netzwerke und sind bereit zu Tiefgang und Auseinandersetzung.

Trends und Buzzwords aus unseren aktuellen Auseinandersetzungen

Big Picture

Es ist uns ein Anliegen, aus einem einigermaßen informierten Big Picture möglichst wach mitzugestalten: Welche Bedürfnisse, Chancen, Risiken sehen wir für uns und unsere Kundinnen? Welche für die anderen Mitglieder einer gemeinsamen Gesellschaft bzw. global community, die nicht unsere direkten Kunden sind?

Wir setzen uns mit Digitalisierung bewusst auf drei Ebenen auseinander: • Individuum • Organisation • Gesamtsystem (Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Umwelt, …). Auch die vorliegende Ausgabe der Trigon Themen ist nach dieser Logik aufgebaut.

Digitalisierung x Bewusstsein

Ein fundamentales Prinzip der digitalen Plattformwirtschaft lautet Winner takes (it) all: Am Ende bleibt in einem Feld nur einer übrig, der Mitbewerb wird marginalisiert (vgl. Statistik, Seite 14 – Trigon Themen 03|18).

Für europäische Unternehmen sind viele Züge dorthin wohl schon lange abgefahren, die Übermacht aus dem Silicon Valley und wenigen weiteren Hot Spots scheint erdrückend.

Eine zweite Dimension kann hier spannende Suchfelder eröffnen: Könnten die zukünftigen Global Game Changer diejenigen sein, die über die aktuelle Logik von Disruption, Netzwerk und Plattform hinausgehen? Die ihre Arbeit und ihren Sinn mit erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit, Visionskraft und digitaler Spitzenkompetenz einsetzen, um globalen Herausforderungen jenseits von einseitigem corporate egoism zu begegnen?

Bemerkenswert scheint uns an der Stelle, dass sogar Boston Consulting gerade ein neues Geschäftsfeld eröffnet: 500 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich am Standort Berlin künftig um Purpose Beratung kümmern. Ein Kernelement der Trigon-DNA scheint also gut im Trend zu liegen… Welche Potenziale realisiert werden können, ist in jedem Fall auch davon beeinflusst, wie Schlüsselpersonen und Organisationen mit Unsicherheiten, Fehlern, Chancen und Signalen des Wandels umgehen. In dieser Hinsicht ist der geistige, persönliche Horizont des obersten Managements oft maßgeblich für das Entwicklungspotenzial der ganzen Organisation.

                                                                                                    Den Denkraum erweitern

Neue Rollen in der Entwicklungsbegleitung

Wie begleiten wir in diesem Sinne Prozesse, in denen mehr Bewusstsein zu aktuellen (oft impliziten) Weichenstellungen und Entscheidungen entstehen kann, in denen langfristige Konsequenzen in den Blick kommen (time span capacity), usw.? Welche Stakeholder bringen wir miteinander in Kontakt? Zu welchen Perspektiven ermutigen wir? Wie kann der eigene Handlungsspielraum gesehen und genutzt werden?

Unsere eigene forschende Auseinandersetzung, die Begleitung von Kundenprojekten und gemeinsames gesellschaftliches Engagement gehen für manche von uns immer mehr Hand in Hand.

Einige sind in engen Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen, andere in Austauschplattformen wie dem European Summer Research Institute von Mind & Life oder beim Europäischen Forum Alpbach. Manche nutzen den globalen MOOC (Massive Open Online Course) ULab des MIT als Basis, um Kooperationsprojekte in und zwischen Kundenorganisationen weiterzutreiben. Einige engagieren sich in Verbänden, die zum Thema Digitalisierung maßgebliches beizutragen haben.

Daraus entstehen neue, oft fließende Rollen, Kooperationsformen und ko-kreative Räume, die mehr vom gemeinsamen Anliegen getrieben sind als von klassischen Auftragsverhältnissen.

Wohin uns diese Reise führen wird? Trust the Process lautet ein klassisches Credo der Prozessberatung. Wege entstehen, indem wir sie gehen…

Lesen Sie mehr zum Thema Digitalisierung und Prozessberatung in unserer Gesamtausgabe Trigon Themen 03/2018